Herr Dr. med. Pecher, wie kam der Kontakt mit Physiotherm zu Stande?
Vor 15 Jahren trat Physiotherm mit der Fragestellung an mich heran, wie die Vorteile des Physiotherm Prinzips zu belegen seien. Auf wissenschaftlicher Ebene hatte ich mich bis dahin weder mit Sauna noch Infrarotkabinen beschäftigt. Nach einer Literaturrecherche nutzte ich daher einen Termin auf der Handwerksmesse München im Jahr 2004, um mir durch die dort vertretenen Anbieter und deren Aussagen ein erstes Bild über die angebotenen Produkte machen zu können.
Zu welchem Ergebnis kamen Sie nach der Recherche?
Mein Fazit war, dass es nur um Wärme geht, unabhängig von der Art, wie die Wärme dem Körper zugeführt wird. Auch in einer finnischen Sauna erfolgt (je nach Bauart) der Wärmeübertrag zu 60-80% durch Infrarotstrahlung. Aus medizinsicher Sicht reduzierte sich die Fragestellung daher auf:
Wie warm wird es in einer Sauna/IR-Kabine?!
Warum wurde dennoch eine Studie mit Probanden durchgeführt?
Zu Wärmeanwendungen liegt ausreichend Fachliteratur vor. Durch eine „Erforschung“ des „Physiotherm-Prinzips“ waren kaum wesentliche neue Erkenntnisse zu erwarten. Da Physiotherm aber auf dem Alleinstellungsmerkmal des „eigenen Konzeptes“ beharrte, wurde ich trotz meiner geäußerten Bedenken mit der Konzeption und Durchführung einer „vergleichenden klinische Studie“ beauftragt. Tatsächlich zeigte der Vergleich „üblicher Infrarotkabinen“ mit den „Physiotherm-Kabinen“ signifikante, physiologische Unterschiede auf. Eine schlüssige Erklärung der Ergebnisse konnte zunächst nicht gegeben werden.
Auffallend war, dass durch das Physiotherm Prinzip die Körperkerntemperatur (rektal) von Beginn an kontinuierlich anstieg, in einer 30-minütigen Anwendungszeit im Durchschnitt um 0,3° Celsius. (Mittelwert). Die übliche Infrarotkabine hatte während der 30-minütigen Anwendungszeit hingegen keinerlei Einfluss auf die Körperkerntemperatur.
Das paradoxe Verhalten der Körperkerntemperatur wird für die Sauna und auch die Hyperthermie beschrieben, wird aber ebenfalls nur unzureichend erklärt.
Tiefergreifende Literatur-Recherchen führten zur „WAON-Therapy“. Diese Behandlungsmethode nutzt herkömmliche Infrarotkabinen bei 50 – 60°C nur für 10 – 15 Minuten. Im Anschluss daran erfolgt für ca. 45 Minuten die Versorgung mit einer Wärmestaudecke. Erst dadurch, dass dem Körper keine Wärme mehr zugeführt wird und gleichzeitig ein Wärmeverlust an die Umgebung unterbunden wird, kann sich die vorher zugeführte Wärme mit Hilfe des Blutes gleichmäßig im gesamten Körper (Kern und Schale) verteilen. Diese „Durchwärmung“ ist das therapeutische Ziel.
Mit Blick auf übliche, physiologisch und gesundheitlich sinnvolle Wärmeanwendungsformen waren folgende Fragestellungen abzuleiten:
Warum steigt die Körperkerntemperatur nicht an, wenn über die gesamte Haut Wärme zugeführt wird?
Warum steigt die Körperkerntemperatur dagegen von Beginn an, obwohl eine relevante Wärmezufuhr nur über den Rückenbereich erfolgt?
Warum steigt die Körperkerntemperatur nicht an, wenn bei normaler Zimmertemperatur eine lokale Wärmeanwendung erfolgt?
Wärme kann im Körper nur durch das Blut transportiert und verteilt werden. Das Herzkreislaufsystem ist dafür entscheidend. Nur wenn die Körperkerntemperatur ansteigt, hat die zugeführte Wärme den zentralen Kreislauf (Herz) erreicht (Tiefenwärme). Und nur wenn das erwärmte Blut durch das Herz über die Arterien in den Kreislauf gelangt, kann eine Durchwärmung des gesamten Körpers erfolgen. Die aufgeworfenen Fragen lassen sich somit am ehesten durch die Wärmeregulationsreaktionen des Körpers erklären. Tiefenwärme entsteht also nicht durch Infrarot Bestrahlung, sondern durch die geeignete Anregung der Wärmeregulationsmechanismen. Infrarotstrahlung, vor allem durch die Überwachung der Hauttemperatur, individuell angepasst an den Nutzer, ist das geeignetste Medium um über die Haut Wärme zuzuführen. Die Wirkungen lassen sich ohne Mystifizierung allein durch die mittelbaren und unmittelbaren Reaktionen auf die Temperaturerhöhung im Gewebe zurückführen.
Vielen Dank Herr Dr. med. Pecher für das informative Gespräch.